Was geht im Schloss Brestenberg?

Die Geschichte eines ausserordentlichen Vorhabens, von den Anfängen in den 1980er-Jahren über den langen Stillstand bis zu unserer Vision für die Zukunft.

Projekte
| 30.07.25
Schloss von aussen

Es war ein Plan von monumentalem Ausmass: In den 1980er-Jahren wollte Bruno Stefanini auf dem Gelände des historischen Schlosses Brestenberg in Seengen ein unterirdisches Museum mit Hotel und Kulturgüterschutzräumen bauen. Über 10'000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, ein Auditorium mit 200 Plätzen, ein Hoteltrakt mit rund 30 Zimmern – das war seine Vision. Nach einer anstrengenden Bauphase folgte Anfang der 1990er-Jahre der Stillstand. Geblieben sind grosse, leere Hallen im Hang, ein baufälliges Schloss, eine wunderschöne Umgebung und konkrete Ideen für künftige Nutzungen.

Ein Museum im Berg

Stefaninis Pläne für Brestenberg waren ambitioniert und eigenwillig. Die Idee: Die ausufernde Kunst- und Kulturgütersammlung der SKKG sollte hier unter dem Schloss nicht nur ausgestellt, sondern auch vor äusseren Einflüssen geschützt werden. Doch die massiven Eingriffe in die Landschaft führten bereits beim Baubeginn 1986 zu Einsprachen von Umwelt- und Heimatschutzorganisationen. Und der Aushub wurde zur geologischen Herausforderung: Wasser im Hang, riesige Findlinge, instabile Böden. Das Projekt verzögerte sich und wurde teurer.

Bestehende Erschliessung
Unterirdische Hallen

Unter dem Schloss warten riesige Hallen darauf, endlich genutzt zu werden. Die geplante neue Erschliessungsanlage könnte dies bald ermöglichen: Sie soll alle drei unterirdischen Stockwerke per Lift zugänglich machen. Das Bild links zeigt die bestehende Treppe im Rohbau.

Das Projekt verliert den Boden

1990 scheiterte ein weiterer Ausbau des Westflügels – vorgesehen als Museumszugang – weil ein alter Baum gefällt werden sollte. Das führte zu langwierigen juristischen Auseinandersetzungen. Zudem konnte Bruno Stefanini in der konjunkturell angespannten Lage keinen Betreiber für das Hotel finden. Schlussendlich stoppte er das Projekt abrupt. Es scheiterte wohl an einer Mischung aus persönlicher Überforderung, strukturellen Defiziten, externem Widerstand und finanzieller Überdehnung. Das visionäre Vorhaben war eines, das seiner Zeit, seinem Umfeld und vielleicht auch seinem Initiator entwachsen war.

Projektteam

Heute plant unser Projektteam eine nachhaltige Zukunft für Schloss Brestenberg: Martin Gschwend, Stefan Erzinger, Apostolos Michailidis, Eliane Kobe, Patrick Weibel (von links nach rechts).

Ein Denkmal mit Zukunft

Was bleibt, ist ein Ort mit Geschichte und mit Potenzial. Die SKKG hat sich seit 2018 neu aufgestellt und verfolgt unter dem Titel «Produktive Natur» pragmatischere, partizipativere Pläne: Das Seeufer soll als geschützte, aber zugängliche Landschaft erhalten bleiben. Der Schlossgarten soll zum öffentlichen Treffpunkt mit Möglichkeiten für Märkte, Feste oder Workshops werden. Im Schloss selbst ist ein gastronomisches Angebot geplant, ergänzt durch vermietbare Aktionsräume sowie weitere Nutzungen. Und in den unterirdischen Hallen soll unter anderem produziert werden – zum Beispiel Speisepilze oder Heilpflanzen – doch auch andere Nutzungsmöglichkeiten sind denkbar. Die Planung und Ausführung verantwortet die Terresta als Bereich Immobilien der SKKG.

Westflügel

Das Schloss und die ehemaligen Hotelzimmer sind renovationsbedürftig. Bis hier wieder Leben einkehrt, ist viel Arbeit nötig. Im letzten Jahr wurden alle Zimmer leergeräumt, um die Bauten zu entlasten.

Hotelzimmer

Mit kleinen Schritten voran

Bis die Vision real wird, ist noch viel zu tun. Doch mit vielen kleinen Schritten kommen wir unserem Ziel langsam näher. So wurden in den letzten Jahren die verbleibenden Kulturgüter aus dem Schloss entfernt und damit die alte Tragstruktur entlastet. Grosse Ventilatoren im Dachstock blasen nun trockene Luft ins Gebäude, damit die Bausubstanz nicht weiteren Schaden nimmt. Auch die Hallen werden getrocknet: Die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit ist bereits um rund 30% gesunken. Im ersten Quartal 2026 folgt die Baueingabe für eine Zufahrt und ein kleines Gebäude zur Erschliessung der Hallen. Zudem soll eine Teilrevision der Spezialzone Brestenberg die gewerbliche Nutzung erlauben, doch darüber entscheiden sowohl der Kanton Aargau als auch die Gemeinde Seengen. Ob aus dem Bunker im Hang doch noch ein lebendiger Ort wird, hängt also nicht mehr von den Plänen eines Einzelnen ab, sondern vom Engagement und der Zusammenarbeit vieler Involvierter.

  • Text

    Ariel Leuenberger

  • Fotografie

    Raphael Hünerfauth, Reto Schlatter (Titelbild)