Nachhaltig neu statt teuer renoviert

Im Oktober 2025 begann der Abbruch dreier Wohnhäuser in Winterthur Wülflingen. An ihrer Stelle entsteht der erste Ersatzneubau von Terresta. Warum bauen wir neu, statt zu renovieren? Und was passiert mit den heutigen Mieter:innen?

Projekte
| 06.10.25
06 Aussen Zwischenraum

An der Ecke Zypressenstrasse/Holzlegistrasse baute Bruno Stefanini 1955 drei Wohngebäude mit 36 Wohnungen. Damals wurde auf Zweckmässigkeit gesetzt: Die Wohnungen sind klein dimensioniert, verfügen über einen sehr einfachen Ausbaustandard und haben keine zentrale Heizung. Die Mieter:innen heizen individuell mittels Elektroöfen, die viel Strom verbrauchen und entsprechend hohe Nebenkosten verursachen. Das Prinzip der Reduktion aufs Nötigste wurde auch bei der Bausubstanz angewendet: Decken und Wände sind gerade mal 12 Zentimeter dick, die Aussenfassade besteht aus einem Einsteinmauerwerk. Was damals kostentechnisch sinnvoll war, präsentiert sich aus heutiger Sicht als Problem. 

Denn: Aufgrund der Bauweise ist die Statik der Häuser nur knapp ausreichend, es sind keine Zusatzlasten möglich. Ein zentrales Heizsystem mit erneuerbarer Energie, dessen Leitungen die Wände und Decken belasten würde, sowie eine ausreichende Gebäudedämmung sind somit nicht möglich. Und auch Aufstockungen oder Grundrissänderungen, um die aus heutiger Sicht sehr kleinen Räume zu vergrössern und mehr Wohnqualität zu bieten, sind keine möglich. 

Fassade Altbau Zypressenstrasse

Die bestehenden Bauten aus den 50er-Jahren sind aufs Nötigste reduziert. Sogar der Putz fürs Treppenhaus wurde eingespart.

Wände und Decken müssten dafür eingehend verstärkt werden. Das wäre mit hohen Kosten verbunden, die sich stark auf die zukünftigen Mieten auswirken, und hätte die ohnehin schon klein dimensionierten Räume noch kleiner gemacht. Das Resultat wären teurere Wohnungen mit schlechterer Wohnqualität – kein Zielbild, das wir mit einer Renovation anstreben. Nach eingehender Prüfung kam Terresta darum zum Schluss: Die bestehenden Gebäude zu renovieren ist kein gangbarer Weg, hier muss ein Ersatzneubau her.

40 Wohnungen und ein Quartierpark

Für das Projekt haben wir einen Architekturwettbewerb durchgeführt. Im Sinne von Bruno Stefaninis Ursprungsbau wollen wir erschwinglichen, zweckmässigen Wohnraum schaffen, der einen Mehrwert für das Quartier bietet. 

Das Siegerprojekt von Bach Mühle Fuchs und Theres Hollenstein Architektur vereint diese Aspekte geschickt. Geplant sind zwei dreistöckige Mehrfamilienhäuser mit total 40 Wohnungen, ein grosser, grüner Siedlungsplatz und ein öffentlich zugänglicher Quartierpark. Die Häuser werden in Holz-Hybrid-Bauweise erstellt. Auf einem Betonfundament folgt die tragende Konstruktion aus Holz und Kalksandstein. Die Fassade wird mit ökologischen, neuartigen Hanfkalksteinen ausgefüllt. Alle Bauteile sind mechanisch verbunden und somit am Ende ihres Lebenszyklus rezyklierbar. Geheizt wird mit einer effizienten Grundwasserwärmepumpe. Ein Grossteil des heutigen Baumbestandes bleibt, die neue Bepflanzung wird möglichst biodivers.

ZYP 0150 A3 Situationsplan mit Dachaufsicht
Küche Neubau Zypressenstrasse

Visualisierung der Küche einer Wohnung im Neubau.

Effizient, clever und fair

Neubau – das tönt gerne nach luxuriös und teuer. Doch unsere neuen Wohnungen orientieren sich an den drei ehemaligen Häusern: Ausstattung und Grundrisse sind funktional und angemessen. So haben mit Ausnahme der 4,5-Zimmer-Wohnungen alle Wohnungen nur eine Nasszelle und keine eigenen Waschtürme. Die Grundrisse sind einfach und flächeneffizient, der Flächenverbrauch pro Kopf ist verhältnismässig tief: Eine Wohnung mit 3,5-Zimmer vergeben wir nur an mindestens zwei Personen, womit die Wohnfläche bei 35 Quadratmetern pro Kopf liegt. Der Durchschnitt in der Schweiz liegt bei über 40 Quadratmetern. Darüber hinaus sind die Grundrisse nutzungsneutral angelegt – die Räume können als Wohnzimmer, Büro oder zusätzliches Schlafzimmer genutzt werden – und sind somit für verschiedene Lebensphasen und -entwürfe geeignet. 

Und die Miete? Die steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht definitiv fest. Doch die während der Projektphase veranschlagten, provisorischen Mietpreise bewegen sich im tieferen Preissegment. Ein Beispiel: Eine 3,5-Zimmer-Wohnung mit 69 Quadratmetern kostet 1750 Franken pro Monat, inklusive Nebenkosten. Und somit deutlich weniger als vergleichbare – also neugebaute, sich in Wülflingen befindende – Wohnungen.

Anschlusslösung für bestehende Mieter:innen

Unser Ziel ist, dass die bestehenden Mieter:innen möglichst in ihren Wohnungen bleiben können. Diese Haltung zeigt sich bei vielen Bauprojekten, bei denen wir im bewohnten Zustand renovieren. Doch im Falle eines Ersatzneubaus ist dies nicht möglich, die Mieter:innen müssen ihre Wohnungen verlassen. 

Normalerweise sind sie dabei auf sich selbst gestellt. Unser Bewirtschaftungsteam hingegen hat sie tatkräftig darin unterstützt, eine Anschlusslösung zu finden. Sowohl für die Mieter:innen mit unbefristeten wie auch für jene mit befristeten Mietverträgen haben wir Angebote gesucht – innerhalb unserer eigenen Liegenschaften, aber auch auf dem weiteren Wohnungsmarkt. Allen Parteien haben wir Angebote vermitteln, die ihren Bedürfnissen hinsichtlich Anzahl Zimmer, Grösse und Mietpreis entsprachen. Die intensive Arbeit des Bewirtschaftungsteams hat sich gelohnt: Wir konnten für alle, die unsere Unterstützung suchten, eine Wohnung finden.

Der Baustart ist im Oktober 2025 erfolgt. Bezug der neuen Wohnungen wird frühestens 2027 sein.